Denkmäler unter den Schutz des serbischen Staates?

Kommentar von Stefan Barth zur Denkmälerschändung in Gakowa

Es gibt keinen Donauschwaben, den die Beschädigung des Denkmals in Gakowa nicht betroffen gemacht hat. Es muss besonders diejenigen Landsleute schmerzen, die Angehörige verloren haben oder selbst im Lager waren. Man fragt sich, welche Dummköpfe können das sein, die nicht einmal die Toten in Frieden ruhen lassen können. Wir sind mit unserer Betroffenheit aber nicht allein, auch viele Serben verurteilen diese Tat. Die Nachricht ging dank Internet um die Welt und schadet dem Land Serbien. Vernünftige Serben wissen das und es tut ihnen leid, dass so etwas passiert ist. Man kann nur spekulieren, wer hinter der Tat steckt. Es könnten Gegner eines EU-Beitritts sein. Vielleicht wird man es nie erfahren.

Wie schrecklich die Tat auch sein mag, es hängt nun von uns ab, was wir daraus machen. Der Vandalismus an der Gedenkstätte gibt uns und unseren Freunden in Serbien die Chance, erneut über die Opfer unter den Donauschwaben nach dem Zweiten Weltkrieg zu sprechen und in den Medien zu berichten. So werden viele Fakten über uns in der serbischen Bevölkerung bekannt gemacht und zur Aufklärung beitragen.

Mit Zwischenfällen wie in Gakowa müssen wir leider auch in Zukunft rechnen. Man denke nur daran, wie lange verhandelt wurde, bis das erste Gedenkkreuz stand. In Jarek, wo innerhalb von eineinhalb Jahren rund 7.000 Lagerinsassen umgekommen sind und wo ich als siebenjähriges Kind war, bemühen wir uns schon seit acht Jahren, ein Gedenkkreuz aufzustellen - und wir verhandeln immer noch! Es gibt also immer noch Menschen in Serbien, die diese Kreuze nicht haben wollen, obwohl die Serben selbst Opfer der kommunistischen Machthaber waren, wie es die Entdeckung und Erforschung der geheimen Gräber jetzt zeigt.

Die Konsequenz aus dem Vorfall in Gakowa müsste sein, dass diese Denkmäler unter den Schutz des serbischen Staates gestellt werden. So müssten auch die Abgeordneten im serbischen Parlament bekennen, wie sie zu den Denkmälern für die Opfer von Gewalt stehen. Schließlich gehören diese Denkmäler auch zur jugoslawischen und serbischen Geschichte.

Mehr über die Vorfälle in Gakowa: Denkmälerschändung in Gakowa

2012-03-16