Ungarn: Gedenktag für deportierte Donauschwaben?

Medienberichten zu Folge haben sieben Abgeordnete der ungarischen Regierungspartei FIDESZ im ungarischen Parlament einen Antrag eingebracht, den 19. Januar zu einem Gedenktag der Deportation Angehöriger der deutschen Minderheit in Ungarn im Jahre 1946 zu machen. Diese Initiative erweckt nicht nur das Interesse der deutschen Volksgruppe in Ungarn, sondern darüber hinaus auch das der Vertriebenenverbände in Österreich.

“Es ist einerseits ein mutiger Schritt dieser Schar an Parlamentariern und andererseits ein Handeln im Geiste der eigenen Geschichte. Es wird einer geschundenen und kollektiv verurteilten Volksgruppe späte Genugtuung zuteil”, kommentierte der neue Generalsekretär des Verbandes der Volksdeutschen Landsmannschaften Österreichs (VLÖ), Norbert Kapeller, diese parlamentarische Initiative. Der VLÖ werde mit den Parlamentariern Kontakt aufnehmen, um diese Initiative interessiert verfolgen zu können. Sie solle Vorbild dafür sein, in Österreich eine ähnliche Vorgehensweise zu diskutieren und voranzutreiben.

“Da es in meinem Heimatbundesland Oberösterreich bereits einen ähnlichen Gedenktag gibt, welcher im Besonderen durch das Wohlwollen und die Patenschaft des oberösterreichischen Landeshauptmannes Dr. Josef Pühringer institutionalisiert werden konnte, ist es nun an der Zeit, unsere Kräfte darauf zu richten, einen Gedenktag ‚Flucht und Vertreibung’ auch auf Bundesebene zu etablieren”, erklärte Norbert Kapeller, der dieses Vorhaben auch als ein vordringliches Ziel für das Arbeitsjahr 2013 des VLÖ nannte.

Die Einführung eines Gedenktages für die deportierten Donauschwaben wäre nicht das erste bemerkenswerte Zeichen des ungarischen Staates gegenüber seiner deutschen Minderheit. Bereits im Jahre 1990 fasste das ungarische Parlament einen Beschluss, in dem sich das Land nicht nur von der Vertreibung seiner Deutschen distanzierte, sondern sich sogar entschuldigte. Außerdem wurde in den 1990er Jahren eine schnelle Entschädigungsregelung mit symbolischem Charakter verabschiedet.

Am 27. September 1996 erklärte der damalige ungarische Staatspräsident Arpad Göncz in eine Rede, die er anlässlich einer wissenschaftlichen Tagung der Ungarndeutschen in Budapest hielt: “Wenn Sie mich fragen, dann hat Ungarn mit der Aussiedlung der Ungarndeutschen sehr viel verloren, vor allem in moralischer Hinsicht. … Die Arbeitskultur, der Fleiß der ungarndeutschen Bauern war beispielhaft. Ihr Fehlen ist ein Verlust für die ungarische Wirtschaft.”

Bedeutend auch 2007 der “Tag der Heimatvertriebenen” im ungarischen Parlament, an den sich Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen in Deutschland und Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, am 9. September 2012 in ihrer Rede zum Tag der Heimat in Berlin “mit großer Bewegung” erinnerte und sie als “eindrucksvolle politische Geste aller im ungarischen Parlament vertretenen Parteien” bezeichnete. Steinbach hielt fest: “Etwas Vergleichbares hat es in keinem anderen Land gegeben.”

Sehr bemerkenswert ferner die Einladung der Parlamentsfraktion der regierenden Partei in Ungarn FIDESZ an Rudolf Weiss, den Vorsitzenden des Deutschen Volksverbandes aus Maria Theresiopel (Subotica/Batschka/Serbien), im Februar 2011 ins ungarische Parlament. Gastgeber war Parlamentspräsident Dr. Kövér Lászlo. Den Anlass bildete der “Tag der Erinnerung an die Opfer des Kommunismus”, der in Ungarn seit 2004 jeweils am 25. Februar veranstaltet wird. Rudolf Weiss sprach zum Thema “Kommunistische Verbrechen gegen das Deutschtum in der Woiwodina (1944-1948)”. Mehr hierzu im “Archiv Serbien” unter:
Ungarisches Parlament behandelt Völkermord an Donauschwaben

2012-11-26