Am 9. Januar wurde in der Essener Zeche Zollverein das Europäische Kulturhauptstadtjahr 2010 feierlich eröffnet. – Mit großem Erfolg, denn das Ereignis zählte ungefähr 100 000 Besucher und fand in den bundesdeutschen Medien reichlich Widerhall. Vergleichsweise wenig Beachtung rief hierzulande die aus einem farbenprächtigen Historienspektakel bestehende Auftaktveranstaltung im südungarischen Fünfkirchen (Pécs) einen Tag später hervor. Tänzer, Schauspieler und Statisten auf meterhohen Stelzen sowie 450 Schüler stellten die geschichtlichen Epochen der von den Donauschwaben wesentlich geprägten Hauptstadt der Region Branau (Baranya) dar.
Außer Fünfkirchen und Essen bzw. dem Ruhrgebiet insgesamt trägt 2010 noch Istanbul, das am 16. Januar offiziell startete, den ehrenvollen Titel einer Kulturhauptstadt Europas. Während die 53 Ruhrgebiets-Kommunen im laufenden Jahr mit insgesamt rund 2500 Veranstaltungen aufwarten, sind es in Fünfkirchen gut 500 Programmpunkte. Der ungarische Ministerpräsident Gordon Bajnai erklärte, die Stadt sei nun ein Jahr lang “das Schaufenster Ungarns”.
Ähnlich wie Essen wirbt auch Fünfkirchen mit seiner Multikulturalität. Doch während EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in einer Grußbotschaft hinsichtlich des Ruhrpotts vom “melting pot der Völker und Kulturen” mit inzwischen rund 170 verschiedenen Nationalitäten sprach und damit eine erst wenige Jahrzehnte währende Neuentwicklung beschrieb (bzw. allenfalls gut hundert Jahre, wenn man sich auf die vielen zugewanderten polnischstämmigen Bergleute bezieht), so ist der multiethnische Charakter Fünfkirchens ein vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert über lange Zeiträume hinweg gewachsener. Dies spiegelt sich im architektonischen Erscheinungsbild der mitteleuropäisch und zugleich mediterran anmutenden Stadt auf sehr eindrucksvolle Weise wider.
Näheres hierzu findet sich in dem auf dieser Seite im Archiv einzusehenden Artikel “Fünfkirchen (Pécs) – Europäische Kulturhauptstadt 2010. Ein ungarisches Lehrstück – Zwischen Depression und Improvisation”
Darüber hinaus sei auf den vom Deutschen Kulturforum östliches Europa unter Federführung von Dr. Harald Roth herausgegebenen Jahreskalender “Fünfkirchen/Pécs. Kulturhauptstadt 2010” hingewiesen (Deutsches Kulturforum östliches Europa, Am Neuen Markt 1, 14467 Potsdam, Tel.: +49-331-20098-0, www.kulturforum.info).
2010-01-16