Referent: Helmut Erwert (Bogen, Niederbayern)
Thema: Lesung „Elli oder die versprengte Zeit“ (2017)
Wann: Donnerstag, 7. Februar 2019 (19 Uhr)
Wo: Haus des Deutschen Ostens (HDO), München (siehe unten)
Veranstalter: HDO und Landsmannschaft der Banater Schwaben
Zum Inhalt:
Zitat des Autors Helmut Erwert aus dem Nachwort: „Eine Kindheit in einer historisch gewachsenen multiethnischen Stadt prägt einen Menschen fürs ganze Leben. Der kulturelle Reichtum der gesellschaftlichen Gemengelage meiner Geburtsstadt, heute amtlich ‚Bela Crkva‘ genannt, ihre zivilisatorische Farbigkeit, ihre levantinische Exotik vor den Umbrüchen 1941 und 1945 fesseln mich bis heute. Vor 300 Jahren als ‚Weißkirchen‘ gegründet, später zur ‚Königlichen Freistadt‘ der österreich-ungarischen Monarchie geworden, findet sich in unserer Zeit kaum mehr eine Person der Nachkommenschaft dieser ursprünglichen Mehrheit und der jüdischen und exilrussischen Minderheit in der Stadt. Dass die heutigen Bewohner von diesem ungeheuren gesellschaftlichen Umbruch kaum Kenntnis haben, lässt auf Ungeheuerliches schließen.“
Vom Ungeheuerlichen, das sich hier ereignete, handelt der Roman in seinen wesentlichen Teilen. Im Nachwort fährt der Autor fort: „ … Die Schrecklichkeit jenes Zivilisationsbruches, die Dramatik der Entwicklung braucht im Roman nicht künstlich gesteigert zu werden, sie ergibt sich aus den historischen Fakten der Zeit. Dissonanz oder Toleranz, Ausgrenzung oder Integration, Kernprobleme der Gesellschaft, haben die Menschheit seit Urzeiten begleitet. Sie sind Hauptthemen dieses Romans und erfordern, immer neu reflektiert zu werden.“
Der Verlag kündigte das Erscheinen des Buches in seinem Herbstkatalog mit folgendem Eintrag an:
Den Haag: Der Internationale Strafgerichtshof verfolgt mutmaßliche Kriegsverbrecher aus dem ehemaligen Jugoslawien. Unter Verdacht steht auch Tihomir Zivkovic, in dessen Besitz sich mehrere Briefe einer gewissen Elli befinden. Wer aber ist diese Frau, deren Geschichte ein pensionierter Brüsseler Diplomat im Auftrag des Gerichtshofs klären soll?
Zu landespatriotisch-jugoslawischer Gesinnung erzogen, wächst die junge Elli Gabor in den 1920er Jahren in der vorindustriellen, multikulturell geprägten Kleinstadt Bela Crkva auf. Ihre humane Offenheit wird überlagert von nationalistischer Engstirnigkeit und vom Krieg diktierter Monotonie. Ausgeliefert an ein höheres Geschick, sieht sie sich mit existenziellen Lebensfragen der Identität und der Selbstbehauptung konfrontiert.
Bibliographische Daten:
Erwert, Helmut: Elli oder die versprengte Zeit
Patrimonium-Verlag, Aachen 2017
326 Seiten, 14,80 Euro.
ISBN-10: 9783864171000
ISBN-13: 978-3864171000
Zum Referenten:
Helmut Erwert (geb. 1933 in Weißkirchen/Bela Crkva) war nach dem Studium der Germanistik, Anglistik und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Lehrer an bayerischen Gymnasien sowie als Leiter des deutschen Kulturinstituts in Zagreb (seit 1978) tätig. Er ist Autor und Co-Autor von Lehrbüchern und Darstellungen zur Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft und Geschichte. 2017 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Donauschwäbischen Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.
Mehr zu Helmut Erwert:
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Rezension: Calic “Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert”
Veranstaltungsort:
Haus des Deutschen Ostens
Am Lilienberg 5
81669 München
S-Bahn-Haltestelle: Rosenheimer Platz oder Tram Linie 18: Am Gasteig
Tel. 089 – 44 99 93 – 0
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