Heiligenhof: Wunden, die Flucht und Vertreibung schlugen

15. – 17.10.2010

Flucht und Vertreibung haben sich tief eingeschlagen in das Gedächtnis derer, die es in irgendeiner Weise erleben mussten, ob als Kinder, Jugendliche oder Erwachsene. Was heilt die Wunden, die noch immer schmerzen? Die einen wollen einen Schluss-Strich ziehen, andere schlagen eine lange Therapie für die Betroffenen vor. Nach all den Schrecknissen, die Menschen erleben mussten, sind Wunden entstanden, die nicht nur die eigene Familie, die regionale Landsmannschaft, das eigene Volk sondern auch Nachbarvölker betreffen. Die nachfolgenden Generationen erwarten die Aufarbeitung und mahnen sie zum Teil schon an. Die einen fordern Klärung aller offenen Fragen durch die Politiker oder durch die Rechtsprechung, andere ziehen sich zurück in den familiären Schutzraum, um Geborgenheit zu finden. Viele haben sich auf der Suche nach Antworten auf ihre Fragen an die Kirchen gewandt, wo sie Seelsorger und Tröster bei Trauer und Tod vermuten.

Wie stellt sich die Politik heute zu den Opfern des eigenen Volkes im gut nachbarschaftlichen Miteinander, das in Europa inzwischen herrscht? Wie positionieren sich die Kirchen zu ihren Gläubigen, die diese traumatisierenden Erfahrungen machen mussten? Was ist 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der ebenso lange dauernden Aufarbeitung noch dringend zu tun?

Namhafte und bekannte Referenten konnten für diese Tagung, die von der Präsidentin des Frauenverbandes des Bundes der Vertriebenen, Frau Sibylle Dreher, konzipiert und geleitet wird, gewonnen werden:

  • Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, Köln: Opfer von Vertreibung, Flucht und Kriegsgewalt dem Vergessen entreißen. Das Martyrium der Frauen
  • Dr. Joachim Süss, Theologe und Publizist, Erfurt: Zwischen Trauer und Trauma. Entwurzelte Generationen
  • Sabine Bode, Autorin und Journalistin, Köln: Das Bedürfnis nach Trost. Warum halten sich die Kirchen bei den Kriegskindern zurück?
  • Prof. Dr. Arnulf Baring, Berlin: Trauerarbeit und Versöhnung in Ost-Mitteleuropa
  • Dr Otfrid Pustejovsky, Theologe und Historiker, Waakirchen: Die Suche nach Trost in der Katholischen Kirche
  • Dr. Christian-Erdmann Schott, Pfarrer em., Mainz: Nach Leiden die Suche nach Trost. Wie begegnet die Evangelische Kirche in Deutschland diesen Anforderungen?

Am Samstagnachmittag gibt es außerdem parallele Workshops:

  • Mit dem Schicksal versöhnen: Mit Erinnerungen und Erfahrungen Lösungen finden.
    Methode der System. Familienaufstellung - Beispiele und Fallbesprechungen unter der Leitung von Gabriele Baring, Tiefenpsychologische und Systemische Familientherapeutin, Berlin
  • Verständigung und Erinnerungen: Erinnerungsarbeit der “Universität des dritten Lebensalters” in Slupsk/Stolp und deutschen Zeitzeugen.
    Erfahrungsaustausch und praktische Beispiele mit Dr. Urzula Wyrwa und Nelly Czupailo, Stolp/Slupsk.
  • Erinnerungen suchen oder Spuren verwischen: Was dient der versöhnlichen Aufarbeitung?
    Mit Sandra Kreisslová, Bürgerinitiative Antikomplex, Prag.

Zum Abschluss der Tagung findet unter der Moderation von Gustav Binder ein Podiumsgespräch zu “Fragen der Erinnerung, Trauer, Trost und Traumata durch Flucht und Vertreibung”, statt, bei der die Referenten und Teilnehmer diskutieren. Wir erwarten von den Referenten Anstöße für den Dialog mit den nachfolgenden Generationen aber auch mit Menschen aus unseren Nachbarländern. Gäste aus Polen und Tschechien sind zu der Tagung besonders eingeladen und können zu günstigeren Konditionen teilnehmen.

Die Tagung beginnt am Freitag, dem 15. Oktober um 15 Uhr mit dem Kaffeetrinken und ist am Sonntag, 17. Oktober um 13 Uhr mit dem Mittagessen zu Ende. Der Teilnehmerbeitrag in Höhe von 60 € (ermäßigt: 20 €) zuzüglich ggf. EZ-Zuschlag in Höhe von 20,- € plus Kurtaxe 3,30 € (jeweils für den gesamten Zeitraum) ist am Tagungsort in bar oder mit EC-Karte zu entrichten. Fahrtkostenzuschüsse können nur für Teilnehmer aus dem ostmitteleuropäischen Ausland gezahlt werden. Bitte melden Sie sich spätestens bis zum 6.Oktober an.
Anmeldungen und Anfragen sind unter dem Stichwort: “BdV-Frauenverband” ab sofort möglich an: “Der Heiligenhof”, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Fax: 0971/714 747 oder per Mail an: info@heiligenhof.de

2010-10-02