Neu: Donauschwäbische Geschichte Band IV (1944-2013)

Die auf fünf Bände angelegte Reihe “Donauschwäbische Geschichte” – herausgegeben von der Donauschwäbischen Kulturstiftung – steht kurz vor ihrem Abschluss. Soeben ist Band IV erschienen, Band V (Eingliederung in die neuen Heimatländer) wird auf Hochtouren von Dr. Ingomar Senz und Dr. Georg Wildmann erstellt und könnte bereits 2016 veröffentlicht werden.

Im vierten Band – erstellt von Dr. Georg Wildmann – geht es auf rund 700 Seiten um “Flucht, Vertreibung, Verfolgung, Genozid”, um den “Leidensweg ab 1944”. Ausführlich begründen Herbert Prokle und Georg Wildmann, warum es sich bei den Verbrechen der Tito-Partisanen an den Donauschwaben in den Jahren 1944 bis 1948 um Völkermord handelt (S. 592-621). Unter anderem werden in diesem Abschnitt zwei Argumente schlüssig widerlegt, die geeignet sind, die Absicht beziehungsweise den aktiven Charakter der Handlungen zu bestreiten.

Auf Seite 616 heißt es: “Es gibt gelegentlich den Einwand, es habe in den Vernichtungslagern keine Absicht zum Sterbenlassen durch Hunger und Krankheit bestanden. Der Vertreter dieser Auffassung muss sich fragen lassen, warum nichts unternommen wurde, um den Hunger zu verhindern. Weizen gab es genug, denn zumindest im Banat und in der Batschka lagerte die gesamte Weizenernte des Jahres 1944. Angenommen, es traten Engpässe in der Grundversorgung der Lagerinsassen auf, warum wurde kein Versuch gemacht, internationale Hilfe zu erlangen? Warum drosselte man von Dezember 1944 bis Mai 1946 die Versorgung der Lagerinsassen auf ein Minimum? Das allen Lagerinsassen auferlegte generelle Verbot, durch Betteln oder Kleidertausch Lebensmittel zu erstehen, die schweren Strafen, ja Erschießungen solcher, die bei der heimlichen Lebensmittelbeschaffung erwischt wurden, spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.”

Weil die jugoslawische Regierung erstmals am 19. Januar 1946 bei den Alliierten bezüglich einer “Aussiedlung” der Deutschen gemäß Potsdamer Abkommen angefragt hat, wird hin und wieder geschlussfolgert, es habe keine Vernichtungspolitik vorgelegen. Es wird sogar in manchen Veröffentlichungen der Eindruck erweckt, die Alliierten wären schuld gewesen an der donauschwäbischen Tragödie, denn diese hätten die “Aussiedlungen” verhindert, so dass die Lager deshalb bis 1948 weiter Bestand hatten. Diese Argumentation kann allerdings leicht mit Fakten widerlegt werden. Als die jugoslawische Regierung erstmals bei den Alliierten angefragt hatte, wären nämlich schon 76 Prozent aller Lagertoten gestorben (S. 567). Erst nach diesem massenhaften Sterben im schlimmen Winter 1945/46 veränderte sich das Verhalten der jugoslawischen Regierung von einer absichtlichen brutalen Zerstörung der Gruppe der Donauschwaben als solche (= Völkermord) hin zu einer – immer noch verbrecherischen - ethnischen Säuberung (S. 617).

Dieser vierte Band der Reihe “Donauschwäbische Geschichte” geht aber weit über die Begründung des Tatbestandes des Völkermordes hinaus. Er zeichnet ferner die Geschichte der Donauschwaben in Ungarn und Rumänien nach und zwar von 1944 bis 2013. Dabei geht es unter anderem über Entschädigung, amtliches Bedauern und ein neues Minderheitengesetz in Ungarn (S. 87 ff.) sowie die Abwanderungszahlen und Schulen mit deutscher Unterrichtssprache im östlichen (rumänischen) Banat (S. 228 ff.) sowie den Restitutionsgesetzen ab 1990 (S. 240).

Weitere Hinweise zur Reihe “Donauschwäbische Geschichte” und den bisher erschienenen Bänden unter dem Menüpunkt “Publikationen”.

Zu beziehen sind diese Bände über folgende Kontaktdaten (Preis für Band IV: 20 Euro zzgl. Versandkosten): Donauschwäbische Kulturstiftung
Wilhelmine Schnichels
Asternweg 8/1
D-70771 LE-Musberg
Tel. 0711/50 62 93 50
E-Post: schnichels@donauschwaben.net

Bibliographische Daten:
Wildmann, Georg: Flucht, Vertreibung, Verfolgung, Genozid. Der Leidensweg ab 1944.
München 2015.
ISBN 978-3-926276-94-0
Band IV der Reihe “Donauschwäbische Geschichte” hrsg. von Donauschwäbischer Kulturstiftung.
Preis: 20 Euro zzgl. Versandkosten.

2015-09-09