Am 1. Januar 2022 verstarb Karl Weber im Alter von 88 Jahren. Karl Weber war maßgeblich an der 4000 Seiten umfassenden Dokumentation der Donauschwäbischen Kulturstiftung „Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien“, welche die Jahre 1944 bis 1948 im Blick hatte, beteiligt. Er war selbst von 1945 bis 1947 in verschiedenen Lagern eingesperrt, im Alter von 12 bis 14 Jahren, ehe über Ungarn und Österreich die Flucht nach Deutschland gelang.
Karl Weber legte 1994 den 1000 Seiten starken Band IV des Leidenswegs vor. Titel: Menschenverluste - Namen und Zahlen zu Verbrechen an den Deutschen durch das Tito-Regime in der Zeit von 1944-1948. Nach Aufrufen von Ludwig Schumacher und Karl Weber sandten 333 Heimatortsgemeinschaften ihre Verlustlisten ein. Insgesamt waren das über 60.000 Namen. Dadurch ist es gelungen, 70 Prozent der damaligen Menschenverluste namentlich zu erfassen. Die Totenlisten stehen schon seit einigen Jahren im Internet (siehe unter „Links“: Das Totenbuch der Donauschwaben) und werden häufig aufgerufen.
Mit diesem Band IV hat sich Karl Weber um die Donauschwaben sehr verdient gemacht. Dieser Band IV wird seither berücksichtigt, wenn sich die Geschichtswissenschaft mit den Donauschwaben beschäftigt. Karl Weber hat hier etwas Bleibendes hinterlassen. Keine andere deutsche Vertriebenengruppe hat ihre Toten so genau dokumentiert wie die Deutschen aus Jugoslawien. Die Donauschwäbische Kulturstiftung ist Karl Weber zu großem Dank verpflichtet.
Wir wissen auch um die große Unterstützung, die ihm sein Sohn Dieter zukommen ließ. Karl Weber schrieb dazu im Vorwort: „Mein Sohn Dieter erstellte mehrere notwendige Computerprogramme, vollzog die Eingaben für alle Hochrechnungstabellen und Grafikschaubilder, erstellte diese mit Hilfe des Computers nach meinen Vorstellungen und sorgte mit einer gut vorformatierten Diskettenübergabe an die Setzerei dafür, dass die nicht alltägliche Buchgestaltung bei der Satzerstellung im üblichen Kostenbereich blieb.“
Das alles in der ersten Hälfte der 1990er Jahre wohlgemerkt! Eineinhalb Jahre wurde großartige Arbeit geleistet und zwar ehrenamtlich.
Der Band IV war das bedeutendste Werk von Karl Weber, aber längst nicht die einzige Tätigkeit für die Donauschwäbische Kulturstiftung. Karl Weber hat über Jahrzehnte sehr engagiert mitgearbeitet. Wir werden ihn nicht vergessen.
2022-01-08