Erzbischof Zollitsch über seine Zeit im Vernichtungslager Gakowa

Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung über die Deportation der Deutschen in die Sowjetunion sprach Erzbischof Robert Zollitsch, ehemals Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, im Januar 2015 im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm auch über die Verschleppung eigener Familienangehöriger. Wie die Augsburger Allgemeine Zeitung berichtet, wurde zudem ein “Bruder kurz vor Weihnachten von Titos Partisanen ‘grausam abgeschlachtet’”. Zollitsch selbst habe 60 Jahre gebraucht, bis er über die eigene Deportation als Sechseinhalbjähriger ins Vernichtungslager Gakowa (Batschka/Vojvodina/Serbien) öffentlich gesprochen habe. Wer die Schicksale verdränge, mache die Betroffenen ein weiteres Mal zu Opfern, zu Opfern des Vergessens, so der Erzbischof laut Augsburger Allgemeiner Zeitung.

Im Lager Gakowa, das von März 1945 bis Januar 1948 existierte, starben mindestens 8500 Donauschwaben, 5827 Tote sind im “Leidensweg der Deutschen im kommunistischen Jugoslawien” (Band IV) – herausgegeben von der Donauschwäbischen Kulturstiftung (siehe Menüpunkt “Publikationen”) – namentlich dokumentiert. Die offizielle Sprachregelung der Lagerverwaltung der Autonomen Provinz Vojvodina für Gakowa war “Lager mit Sonderstatus”. Bei den betroffenen Donauschwaben hieß es bald nur noch “Todeslager” oder “Vernichtungslager”. Nach Rudolfsgnad (rund 11 000 Tote) verzeichnete Gakowa die meisten donauschwäbischen Todesopfer. Am 22. Mai 2004 wurde mitten im alten katholischen Friedhof ein Gedenkkreuz mit dreisprachigen (serbisch, deutsch und englisch) Tafeln eingeweiht.

Im Gespräch mit Christina Brunner von stadtgottes, dem Magazin der Steyler Missionare, geht Erzbischof Robert Zollitsch nun im März 2015 noch einmal detailliert auf die schlimme Zeit in Gakowa, die dramatische Flucht aus dem Lager und seine donauschwäbischen Wurzeln ein. Hier der Link zum kompletten Interview:
www.stadtgottes.de/stago/ausgaben/2015/03/themen/Interview-Zollitsch-Donauschwaben.php

2015-03-06