Gedenkstunde in Entre Rios/Brasilien (31. 10. 2014)

Katrin Korpasch/Klaus Pettinger

An das Schicksal der Donauschwaben während des 2. Weltkrieges, hervorgehoben durch die Erinnerung an 70 Jahre Flucht und Vertreibung aus den Heimatorten im Südosten Europas, wurde bei einem ökumenischen Akt in Entre Rios gedacht. Gemeinde, Gruppen der Donauschwäbisch-Brasilianischen Kulturstiftung, Pfarrer Jackson Tozetto, Pastor Ari Käfer und vor allem Pioniere der Siedlung trafen sich am 31. Oktober im Kulturzentrum Mathias Leh, um an Flüchtlinge und Ermordete anerkennend zu erinnern.

Der Rückblick auf die folgenschweren Ereignisse der donauschwäbischen Geschichte ab dem Oktober 1944 rief das erlebte Leid ins Gedächtnis, als sieben Kreuze, stellvertretend für die Vernichtungslager, in denen Donauschwaben eingesperrt waren, erschienen und eine Kranzniederlegung zum Gedenken der Verstorbenen erfolgte. Die Kreuze, die die Vertreter der Kulturgruppen auf die Bühne brachten, galten als Zeichen des Glaubens und Andenkens an die Opfer des Krieges und der Vertreibung. Die Pionierin Elisabeth Klein hat sich während des Aktes der Gedenkstunde an das Leiden der Eltern erinnert. “Wir haben jetzt 70 Jahre hinter uns. Damals hatten wir Kinder davon noch nicht so viel verstanden, aber sahen, dass unsere Eltern damit Probleme hatten. Ich war 8 Jahre alt, bin noch in Jugoslawien in die Schule gegangen, als wir weg mussten”, erzählt sie.

Entre Rios
Gedenkstunde zu Ehren der Donauschwaben - Foto: Donauschwäbisch-Brasilianische Kulturstiftung

Andere Symbole der Geschehnisse bis zum Wiederaufbau in der neuen Heimat traten in der Zeremonie in Erscheinung. Repliken eines Pferdewagens und eines Siedlerhauses stellten die Flucht und den Traum, wieder unter eigenem Dach zu wohnen, dar. Der Wagen erinnerte an die verlassene Heimat, an den Schmerz, sich von Verwandten, Freunden und der Landschaft trennen zu müssen. Aber man musste neu anfangen und das Siedlerhaus bedeutete, in der Gedenkstunde, den Neubeginn des Lebens in der neuen Heimat und die Möglichkeit, wieder Land und Haus zu besitzen.

Durch Brot, Wein und einer Bibel wurde die Frömmigkeit repräsentiert. Die Symbole standen für die evangelische und katholischen Kirchen, die von den Pionieren in Entre Rios in der Mitte jedes Dorfes erbaut wurden und die Bedeutung der Religion in der Gemeinde. In der Zeremonie hoben Pfarrer Jackson Tozetto und Pastor Ari Käfer den Glauben, die Kraft und Beharrlichkeit der Donauschwaben hervor. Beide erwähnten, dass die Gedenkfeier auch bezeichne, wie dankbar sie Gott sind, weil sie es geschafft haben, dem Krieg zu entkommen und das Leben neu zu beginnen. Deshalb galt in der Gedenkstunde auch ein besonderer Dank der Gottesmutter und man erinnerte an das Gelöbnis Pater Wendelin Grubers. Während des Leidens nach dem 2. Weltkrieg, als 1946 Pfarrer Gruber sich mit donauschwäbischen Familien im Vernichtungslager in Gakovo befand, legten sie gegenüber Maria das Gelöbnis ab, dass eine Danksagungskirche an die Muttergottes gebaut würde, wenn sie wieder einmal zu Hab und Gut kommen könnten.

Siedlerchor und Singgruppe Karollas umrahmten musikalisch die Gedenkstunde. Rudolf Abt kommentiert: “Ich war ein kleines Kind und kenne die Tragik nur von den Eltern, von Erzählungen her, es war aber eine sehr traurige Geschichte. So ein Akt sollte eigentlich jedes Jahr stattfinden und sich immer wiederholen, denn das alles soll man nie vergessen und den jüngeren Generationen überliefern, damit auch sie wissen, woher ihre Vorfahren stammen und wie ihr Schicksal war. Die Älteren, die das noch weiter erzählen können, werden bald nicht mehr da sein.” “Solche Veranstaltungen sind wichtig, damit die Leute sich wieder darauf besinnen. Wenn man keine Gedenkstunden mehr feiert, kann die Geschichte, die so schlimm war, vergessen werden”, fügt Elisabeth Klein hinzu.

2015-02-25