Über 50 Personen fanden sich am 29. Januar 2015 ins Münchner Haus des Deutschen Ostens (HDO) ein, um sich den Vortrag von Dr. Márta Fata “Die Ansiedlung im 18. Jahrhundert und deren Rolle für die Identitätsbildung der Donauschwaben” anzuhören. Veranstalter war neben dem HDO die Donauschwäbische Kulturstiftung. Die Tübinger Wissenschaftlerin bezeichnete die Ansiedlung - neben der Entrechtung nach 1945 - als zentralen identitätsstiftenden Faktor der Donauschwaben, die zweifellos Eingang in das kollektive Gedächtnis fand. Ihre Betrachtungen zur Rolle der Ansiedlung für die Identitätsbildung untergliederte Dr. Fata in zwei Hauptpunkte: Narrativ (Wie ist die Erzählung entstanden?) und Konstrukt (Was stabilisiert die Gruppe?).
Ulmer Schachtel in Kismaros (Kleinmarosch), 2004 errichtet - Foto: Dr. Márta Fata
Als Beispiele für die tragende Rolle der Ansiedlung führte Dr. Fata zahlreiche Ansiedlungsdenkmäler an, deren erste Welle in den 1930er Jahren errichtet wurde und zwar anlässlich von Jubiläumsfeierlichkeiten verschiedener Orte für 150- oder 175-jähriges Bestehen. Seit 2004 entsteht nun in Ungarn eine Vielzahl an Ansiedlungsdenkmäler. Oft ist die Ulmer Schachtel dabei das Symbol, das alte und neue Heimat miteinander verbinden soll. “Es ist der Wille der Dorfbewohner zu zeigen, wer sie sind”, machte die Referentin deutlich, dass es sich um keinen Zufall handle, wenn plötzlich in so vielen Orten Ansiedlungsdenkmäler aufgestellt werden. “Die Denkmäler sind eine Bestätigung der ethnischen Gemeinschaft. Die Ungarndeutschen wollen ihre neuen Rechte nutzen”, kommentierte Dr. Fata diese positive Entwicklung.
Ein ausführlicher Bericht über diese Veranstaltung erschien am 20. Februar 2015 in der Banater Post, dem Organ der Landsmannschaft der Banater Schwaben. Hier der Link: www.banater-schwaben.org/nachrichten/kultur/detail/die-ansiedlung-im-kollektiven-gedaechtnis
Zur Referentin: Dr. Fata, im ungarischen Fünfkirchen (Pécs) geboren, ist am Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen Fachbereichsleiterin für Neuere Geschichte. Schwerpunkte ihrer Forschung sind die Siedlungsmigration in der Habsburgermonarchie sowie die Aus- und Einwanderung in der historischen Erinnerung der Donauschwaben. Im Jahre 2014 veröffentlichte sie die Monografie “Migration im kameralistischen Staat Josephs II. Theorie und Praxis der Ansiedlungspolitik in Ungarn, Siebenbürgen, Galizien und der Bukowina von 1768 bis 1790”.
Weitere Informationen zur Referentin auf unserer Internetseite unter dem Menupünkt “Archiv”: “Meine Mutter würde sich freuen” – Engagierte Diskussion über ungarischen Vertreibungsgedenktag
Ulmer Schachtel in Högyész (Hedjess), 2007 errichtet - Foto: Dr. Márta Fata
Weitere Literatur:
Márta Fata (Hg.): Migration im Gedächtnis. Auswanderung und Ansiedlung im 18. Jahrhundert in der Identitätsbildung der Donauschwaben.
Stuttgart 2013. Franz Steiner Verlag.
233 Seiten mit 18 Fotos und 2 Tabellen. Gebunden.
Preis: 44 Euro.
ISBN 978-3-515-10329-9
Zu beziehen über den Buchhandel.
Oskar Feldtänzer: Das Jahrhundert der Ansiedlung 1689-1805.- München 2006. Band 1 der Reihe “Donauschwäbische Geschichte”. Verlag der Donauschwäbischen Kulturstiftung. 548 Seiten. Gebunden. Preis: 20 Euro. ISBN 3-926276-69-X Zu beziehen über die Donauschwäbische Kulturstiftung. eMail: schnichels@donauschwaben.net
Veranstaltungsort:
Haus des Deutschen Ostens
Am Lilienberg 5
81669 München
S-Bahn-Haltestelle: Rosenheimer Platz oder Tram Linie 18: Am Gasteig
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