25.10.2011: Gründung der Deutsch-Serbischen Gesellschaft – Tadic in Pforzheim

Für die Stadt Pforzheim war es das Ereignis schlechthin und es wurde auch entsprechend gewürdigt. Auf dem Marktplatz vor dem Neuen Rathaus wehten neben den Fahnen von Pforzheim, Baden, Deutschland und Europa auch die serbischen Nationalfarben. Am Tag danach war es der Aufmacher in den Tageszeitungen “Pforzheimer Kurier” und “Pforzheimer Zeitung”: Der Besuch des serbischen Staatspräsidenten Boris Tadic.

Tadic kam am 25. Oktober 2011 nicht allein in die Stadt an der Enz, er wurde begleitet von einer hochrangigen serbischen Delegation, die sich zu Gesprächen mit der baden-württembergischen Landesregierung verabredet hatte. In der gemischten Regierungskommission beider Länder wurden die bestehenden Kontakte vertieft. Am Abend nahm die Politprominenz dann geschlossen im Congress Centrum Pforzheim (CCP) am Festakt zur Gründung der Deutsch-Serbischen Gesellschaft Pforzheim/Enzkreis teil. Neben Präsident Tadic waren dies unter anderem Vize-Premierminister Bozidar Djelic, Prof. Dr. Ivo Viskovic (Botschafter der Republik Serbien in Deutschland), MdB Gunter Krichbaum (Vorsitzender des Bundestagsausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union), Peter Friedrich (Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten des Landes Baden-Württemberg), Karl Röckinger (Landrat des Enzkreises) und Pforzheims Oberbürgermeister Gert Hager.

Hauptinitiatoren für die Gründung dieser Gesellschaft waren der Pforzheimer Rechtsanwalt Igor Samardzic sowie Alt-Stadtrat und Donauschwabe Alois Amann. Vor rund 500 Besuchern erklärte Samardzic, Zweck der Gesellschaft sei die Pflege der Freundschaft zwischen Deutschen und Serben und deren Ausweitung. Die Gesellschaft soll sich an Aktivitäten zur Vertiefung der Völkerverständigung, auf kulturellem, sozialem, sportlichem, humanitärem und nicht zuletzt wirtschaftlichem Gebiet beteiligen. “Europa muss von unten nach oben wachsen”, so Samardzic, der am 9. November 2011 seit 20 Jahren in der Stadt beheimatet ist, “die mir so viel ermöglicht hat”. Das Motto für die Arbeit der Gesellschaft benannte er in serbischer und deutscher Sprache. Es lautet: “Beginnen wir mit kleinen Schritten, um Großes zu erreichen.” Samardzic kann dabei mit der Unterstützung der Stadt Pforzheim und der Landesregierung rechnen. Minister Friedrich erklärte in die Richtung des Rechtsanwaltes: “Sie werden stets offene Türen und Ohren bei der Landesregierung finden.” Vielfältige Unterstützung bei der Konstituierung der Deutsch-Serbischen Gesellschaft und der hochkarätigen Besetzung des Festaktes wurde durch den Bundestagsabgeordneten Gunter Krichbaum gewährt. In seiner Ansprache begründete der Parlamentarier, warum im deutsch-serbischen Verhältnis Handlungsbedarf bestehe: “Beide Länder hätten sich so viel zu sagen, aber sie tun es noch zu wenig.” Zuversichtlich zeigte sich der CDU-Abgeordnete, dass Serbien noch im Dezember 2011 den EU-Kandidatenstatus zugesprochen bekomme. Darauf hofft auch Staatspräsident Tadic, der gewisse Parallelen zwischen Pforzheim und Serbien ausmachte. “Auch Pforzheim hat eine unendlich schwierige Zeit erlebt”, spielte er offenbar auf die britische Bombardierung am 23. Februar 1945 an, bei der innerhalb von nur 22 Minuten 18 000 Menschen den Tod fanden und das Stadtzentrum komplett zerstört wurde. “Wir wollen Fehler aus der Vergangenheit wettmachen und neue Perspektiven eröffnen”, richtete Tadic, der sich mit jüngsten Erklärungen zu Srebrenica und Vukovar sehr verdient um die Aussöhnung mit Bosnien und Kroatien gemacht hat, den Blick nach vorne. Dabei machte er deutlich, dass er auf Deutschlands Unterstützung zählt, “wenn Serbiens Integration in Europa ansteht”. Als wichtiges Bindeglied zwischen Deutschland, dem größten Außenhandelspartner Serbiens, und seinem Land sieht Tadic die 700 000 Serben, die in Deutschland leben. “In unserer Delegation gibt es niemanden, der nicht mindestens einen in Deutschland lebenden Verwandten hat”, bekräftigte der Präsident. In Pforzheim und dem Enzkreis leben etwa 800 Serben.

Fotos zum Festakt sind auf der Internetseite der “Pforzheimer Zeitung” abrufbar:
www.pz-news.de

Dort ist auch ein Kurzvideo eingestellt:
www.pz-news.de

2011-10-28