Papst Benedikt XVI. zu Vertreibungsunrecht

Noch als Erzbischof von München und Freising erklärte Joseph Ratzinger in seiner Predigt zum Pfingstsonntag im Jahre 1979:

“Wenn Sie der verlorenen Heimat gedenken, dann steht das Unrecht der Vertreibung wieder vor Ihren Augen, das 15 Millionen Deutsche nach dem Krieg oft unter schrecklichen Begleitumständen widerfahren ist. Die Weltöffentlichkeit hört aus vielen Gründen nicht gern davon, es passt nicht in ihr Geschichtsbild hinein. Sie drängt dazu, dieses Unrecht zu verschweigen, und auch Wohlgesinnte meinen, dass man um der Versöhnung willen nicht mehr davon sprechen solle.

Aber eine Liebe, die den Verzicht auf die Wahrheit voraussetzt, ist keine wahre Liebe. Sie hätte ein schlechtes Fundament. Aus der Psychologie wissen wir, dass Verschwiegenes und Verdrängtes im Menschen weiterwirkt und, wenn es keinen Ausweg findet, zur Vergiftung von innen her wird. Was im Leben des Einzelnen gilt, das gilt auch für die Völker. Unterdrückte Wahrheiten werden zu gefährlichen Mächten, die den Organismus von innen her vergiften und irgendwo herausbrechen. Nur die Annahme der Wahrheit kann heilen. Liebe braucht Wahrheit und darf nicht ohne sie sein.”

In: Deutscher Ostdienst (DOD) – Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen, Nr. 9/2008, S. 56/57

2011-01-20