Im Jahre 1994 initiierte Papst Johannes Paul II. die Erstellung einer Märtyrergeschichte für das 20. Jahrhundert. In diesem Rahmen erarbeiteten in Zusammenarbeit mit den Bistümern und Ordensgemeinschaften 160 Fachleute das deutsche Martyrologium. Lebensbilder von insgesamt 900 katholischen Märtyrern wurden erstellt und in vier Kategorien eingeteilt: die Blutzeugen im Nationalsozialismus, im Kommunismus, in den Missionsgebieten sowie das “martyrium puritatis” von Mädchen, Frauen, Ordensschwestern und ihren Beschützern.
Am 2. September 2010 wurde nun von Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof von Köln und Vorsitzender der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz, die öffentliche Präsentation der fünften erweiterten und aktualisierten Auflage von “Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts” vorgenommen. Als Herausgeber fungiert Prälat Prof. Dr. Helmut Moll, der 1973 bei Prof. Dr. Joseph Ratzinger - heute Papst Benedikt XVI. – an der Universität Regensburg in Katholischer Theologie und Geschichte promovierte. 1976 zum Priester geweiht, ist Moll seit 1998 Beauftragter für Selig- und Heiligsprechungsverfahren im Erzbistum Köln.
Diese fünfte Auflage enthält 76 neue Namen von Glaubenszeugen aus dem vergangenen Jahrhundert, darunter weitere fünf donauschwäbische Priester unter Tito (Vgl. Band II, S. 1454-1463). Es sind dies:
Auch die Donauschwäbische Kulturstiftung beschäftigte sich mit dem “Leiden und Sterben deutscher Geistlicher”. Mit diesem Titel ist ein Kapitel im Taschenbuch “Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944-1948” (S. 256-270) überschrieben. Auf den Seiten 258/259 wird das Schicksal von Josef Knapp (geboren am 13. Januar 1912 in Kathreinfeld, Priesterweihe am 12. Januar 1936, ab 1940 Pfarrer in Glogon, ermordet am 30. Oktober 1944 in Glogon) aus dem Banat geschildert:
“Josef Knapp war als Mensch und Priester sehr beliebt. Die Tür seines Pfarramtes stand für Rat- und Hilfesuchende jederzeit offen. Den Frauen, deren Männer beim Militär waren, half er Bittbriefe und Gesuche zur Befreiung vom Kriegsdienst und Entlassung an die zuständigen Behörden zu schreiben. Am 30. Oktober 1944 kamen Partisanen aus Syrmien und fingen 46 gerade im Ort befindliche Männer zusammen, unter ihnen auch Pfarrer Knapp. Man fesselte sie mit Draht zusammen und trieb sie aus dem Dorf. Draußen mußten sie sich in die dort ausgehobene Grube legen, worauf sie erschossen wurden. Alle Quellen sprechen davon, daß Pfarrer Knapp seine Leidensgenossen zum Gebet aufrief und sie mahnte, in gläubiger Zuversicht dem Tod entgegenzusehen. Er soll den Partisanen beteuert haben, daß alle Todgeweihten unschuldig seien und gerufen haben: ‚Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!’”
Moll, Helmut (Hg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts.- 5. erweiterte und aktualisierte Auflage 2010. 2 Bände, 1732 Seiten. Im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. 88 Euro. ISBN 978-3-506-75778-4
Wildmann, Georg: Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944-1948.- München 2006. 4. Auflage. Mehr hierzu siehe unter dem Menüpunkt “Publikationen”.
2010-10-22