Einweihung donauschwäbischer Tafeln in Schuttertal

Am 23. Mai 2010 wurden in der Gemeinde Schuttertal (Kreis Lahr) im Schwarzwald zwei Tafeln feierlich eingeweiht, die sich mit dem Banater Ort Modosch und der donauschwäbischen Geschichte befassen. Die erste Tafel informiert über die Auswanderung aus Südwestdeutschland – und damit auch aus Schuttertal - und die Ansiedlung im Banat und in der Batschka, die zweite Tafel stellt die Verbrechen an der deutschen Volksgruppe und deren Integration in der neuen Heimat in den Mittelpunkt.

Seit 1972 finden in Schuttertal im Zwei-Jahres-Rhythmus die Treffen der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Modosch statt, seit 1974 besteht eine Patenschaft zwischen Schuttertal und Modosch. Die letzte amtliche Volkszählung vor der Vertreibung - aus dem Jahre 1931 – ergab für Modosch 4134 Einwohner, worunter die Deutschen (1874) vor den Serben (1284) und Ungarn (413) die stärkste Gruppe stellten. Den Verbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung fielen 474 Modoscher zum Opfer, außerdem verloren 96 Soldaten ihr Leben. Angesichts der 30-prozentigen Dezimierung und der Verstreuung auf vier Kontinente erstaunt es umso mehr, dass bei den Heimattreffen in den 70er Jahren zum Teil über 300 Modoscher in die malerische Schwarzwaldgemeinde kamen. Die Patenschaft entwickelte sich prächtig. In der Gemeinde gibt es neben der Modoscher Heimatstube eine Modoscher Straße und einen Modoscher Park, in welchem die Donauschwaben am Gedenkstein ihrer Toten gedenken.

Werner Harasym, Gisela Gerst, Verena Gerst, Christian Gabbert, Reinhard Ams
Von rechts nach links:
Werner Harasym (Patenschaftsbeauftragter der HOG Modosch und Vorsitzender der DKS), Gisela Gerst (Vorsitzende der HOG Modosch), Tochter Verena Gerst, Christian Gabbert (Bürgermeister der Gemeinde Schuttertal), Reinhard Ams (Bauhofleiter)
Foto: Martin Schmidt

In diesem Modoscher Park stehen nun zwei Tafeln, die in optisch und inhaltlich sehr anspruchsvoller Weise die Geschichte darstellen. Werner Harasym, Vorsitzender der Donauschwäbischen Kulturstiftung und zugleich Patenschaftsbeauftragter der HOG Modosch, äußerte in seiner Ansprache die Hoffnung, dass die Tafeln von den Einheimischen und den zahlreichen Touristen mit Interesse zur Kenntnis genommen werden. “Außerdem würden wir uns freuen, wenn die Lehrer die Tafeln zum Ausgangspunkt nehmen würden, wenn im Heimatkunde-Unterricht die Auswanderung der Schuttertäler ins Banat und in die Batschka thematisiert wird”, fügte Harasym hinzu, der vor den 40 Anwesenden mit Martin Schmidt ein weiteres Vorstandsmitglied der DKS vor Ort begrüßen konnte. Bürgermeister Christian Gabbert verwies auf das Leid und die Armut, was die Bewohner des Schuttertals und andernorts in Südwestdeutschland zur Auswanderung veranlasste, ehe er den Bogen zu den Verbrechen in den 40er Jahren spannte. “Unsere Kinder wachsen in einer Zeit auf, in der sie nicht mehr mit der Mauer und der Blockteilung konfrontiert werden, geschweige denn mit den schlimmen Dingen davor. Ich frage mich manchmal, wie wir ihnen die damalige Zeit vermitteln sollen. Die Tafeln sollen hierzu einen Beitrag leisten.” Der Gemeinde, insbesondere dem jahrzehntelangen Schuttertaler Patenschaftsbeauftragten Gerhard Finkbeiner, waren die Informationstafeln ein wichtiges Anliegen. Leider verstarb Initiator Finkbeiner überraschend im vergangenen Jahr und konnte daher die Einweihung nicht mehr miterleben. Die HOG Modosch sowie Bürgermeister Gabbert würdigten seine Verdienste um die Patenschaft mit einem Besuch am Grab unmittelbar nach der Einweihungsfeier.

Modosch
Auf der ersten Tafel steht die Auswanderung im Vordergrund

Modosch

2010-05-28