Heiligenhof: Kirchen und Geheimdienste in Ostmitteleuropa

Die Bildungs- und Begegnungsstätte “Der Heiligenhof” in Bad Kissingen lädt in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Freundeskreis Siebenbürgen, dem Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben sowie der Sektion Kirchengeschichte des Arbeitskreises für siebenbürgische Landeskunde an ostmitteleuropäischer Zeitgeschichte interessierte Personen vom 19. bis 21. März 2010 ein.

Nicht zuletzt die öffentlichen Anschuldigungen der Literaturpreisträgerin Herta Müller in der Frankfurter Paulskirche anläßlich der Entgegennahme des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises gegen die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien und die erfolgten Reaktionen der Beschuldigten sowie die Tagung des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen in Südosteuropa (IKGS) in München zum Thema “Rumäniendeutsche Literatur im Spiegel und Zerrspiegel der Akten des rumänischen Geheimdienstes” vom Dezember letzten Jahres haben Fragen zum Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit virulent werden lassen. Diese lange vorher geplante Tagung wagt einen Versuch sich einigen dieser Fragen zu nähern.

Im kommunistischen Block herrschte offiziell Religionsfreiheit. Das Ziel, die Religion abzuschaffen, wie es in der Sowjetunion bis zum Zweiten Weltkrieg geschah, wurde in Ostmitteleuropa nicht gleichermaßen verfolgt. Zahlreiche Kirchen und Kulte waren von den staatlichen Autoritäten anerkannt, andere nur geduldet und weitere – insbesondere die mit Rom unierten Kirchen – verboten. Die Tätigkeiten aller Kirchen waren eingeschränkt. Der Staat nahm direkten und indirekten Einfluß auf Kirchenorganisation, die Besetzung der Ämter, auf die Ausbildung des Personals etc. Die Sicherheitsdienste sammelten Informationen durch hauptamtliche Mitarbeiter, aber auch über geworbene Kirchenangestellte (Pfarrer, Priester, Verwaltungsangestellte) und ehrenamtlich tätige Personen sowie durch personelle und technische Überwachungsmaßnahmen. Im Seminar sollen Methoden der Überwachung und Einschüchterung, der Umfang der Kollaboration, der Umgang mit der Kollaboration verdächtigen Kirchenvertreter sowie deren Aufarbeitung behandelt werden. Neben Fachleuten werden Zeitzeugen und Betroffene Auskunft geben.

Als Referenten konnten gewonnen werden:

  • Prof. Dr. Dorin Oancea, Hermannstadt: Der Einfluß der Securitate auf die Rumänisch-Orthodoxe Kirche
  • Stadtpfarrer i.R. Dr. August Schuller, Brühl, vormals Schäßburg: Mit hellem Bewußtsein die Grenze des Abgrunds abtasten – Die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien im Schatten der Staatssicherheit
  • Stadtpfarrer i.R. Mathias Pelger, Augsburg, vormals Kronstadt: Im Schatten der Securitate – unter der Sonne Gottes – Persönliche Erlebnisse aus den 1960er Jahren
  • Prof. Dr. János Molnár, Reformierte Theologische Fakultät der Universität Debrecen: Der Agent als ein unentbehrliches Glied in der kommunistischen Terrorkette
  • Gerhard Gross, Gempen-Hochwald, vormals Kronstadt: Macht und Gewalt in der Securitate
  • Dr. Peter Morée, Prag: Unterdrücker oder Partner? Die Beziehungen zwischen den tschechischen Evangelischen und den Staatsorganen zur Kontrolle der Kirchen
  • Prof. Dr. Peter Maser, Bad Kösen: Der Einfluß der Staatssicherheit auf die Kirchen – die DDR im Vergleich zu anderen Ostblockstaaten.

Die Kosten für die Teilnahme an dem Wochenendseminar betragen 60 € (für Studierende und Teilnehmende aus Ostmitteleuropa 20 €) und beinhalten Programmkosten, Unterkunft und Verpflegung. Ggf. fallen 40 € Einzelzimmer-Zuschlag für den gesamten Zeitraum sowie 3,30 € Kurtaxe an. Es ist nur eine begrenzte Zahl an Plätzen verfügbar. Die vorhandenen Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldungen berücksichtigt. Auf Anforderung erhalten Sie ein detailliertes Programm des Seminars.

Anmeldungen und Anfragen sind bis zum 10. März zu richten an:
Gustav Binder
“Der Heiligenhof”
Alte Euerdorfer Str. 1, 97688 Bad Kissingen,
Tel. 0971-714 714,
Fax: 0971-714 747
E-Mail: studienleiter@heiligenhof.de

2010-03-19